Krankheiten und Symptome
Inhaltsverzeichnis
Krankheiten und Symptome

Tinnitus: Woher kommt er und was hilft sofort?

Klingelnd, brummend, klopfend oder klickend - wer an einem Tinnitus leidet, hört Geräusche im Ohr. Die Geräusche können durchgehend, unterbrochen, laut oder leise auftreten - und obwohl sie meist keine schweren Komplikationen auslösen, beeinträchtigt ein Tinnitus die Lebensqualität von Betroffenen oft sehr stark. Tinnitus betrifft viele Menschen - etwa 15% weltweit sind von Ohrgeräuschen betroffen [13]. In Deutschland leiden rund 11 Millionen Menschen daran [14].

Veröffentlicht:
8.9.2023
Letzte Änderung:
8.9.2023
16
min.
Medizinisch geprüft von:
Alice Ferchland

Medizinisch geprüft

Dieser Artikel wurde medizinisch geprüft, um sicherzustellen, dass der Inhalt auf aktuellen und zuverlässigen medizinischen Forschungsergebnissen oder klinischen Studien basiert. Es wurden mögliche Risiken und Nebenwirkungen sowie Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt und alternative Behandlungsoptionen wurden in Betracht gezogen. Die medizinische Prüfung garantiert jedoch nicht die absolute Richtigkeit und Genauigkeit des Inhalts, da die medizinische Forschung ständigem Fortschritt unterliegt. Die wissenschaftlichen Quellen, auf welchen die gebotenen Informationen beruhen finden sich im Anschluss des Artikels.
Tinnitus Patienten leiden an anhaltenden Ohrengeräuschen

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze 

  • Tinnitus ist das Wahrnehmen von Geräuschen wie Klingeln, Summen oder Pfeifen in den Ohren, ohne dass eine äußere Schallquelle vorhanden ist. 
  • Tinnitus kann vorübergehend oder dauerhaft auftreten und unterschiedliche Auswirkungen auf das tägliche Leben haben.

Symptome & Dauer

  • Geräusche im Ohr, wie Klingeln, Summen, Pfeifen oder Rauschen können bei Tinnitus vorübergehend oder chronisch sein.
  • Ohrgeräusche sind nicht die einzigen Symptome - Schwindel oder Hörminderung können dazukommen.

Ursachen & Übertragung

  • Lautstarke Geräusche oder Musikexposition
  • Altersbedingter Hörverlust
  • Hörstörungen und Ohrenschmalzansammlung
  • Stress, Angstzustände, psychische Belastung
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Verletzungen oder Infektionen des Innenohrs
  • Tinnitus ist nicht ansteckend

Behandlung 

  • Für eine Tinnitus-Behandlung gibt es verschiedene Ansätze zur Linderung
  • Hörgeräte helfen bei einem Hörsturz zur Verbesserung des Hörens
  • Tinnitus-Retraining-Therapie wird zur Umgewöhnung des Gehirns an die Ohrgeräusche genutzt
  • Entspannungstechniken und Stressbewältigung helfen ebenfalls
  • Medikamente können zur Linderung von Begleitsymptomen eingesetzt werden
  • Sound-Therapie mit Hintergrundgeräuschen

Wann zum Arzt 

  • Bei akutem Tinnitus, der länger als 48 Stunden anhält
  • Bei begleitenden Symptomen, die zum Ohrgeräusch dazukommen: Hierzu zählen Schwindel, Hörverlust oder Ohrenschmerzen
  • Wenn Tinnitus das tägliche Leben beeinträchtigt oder starken Stress verursacht
  • Bei plötzlichem Auftreten nach Verletzungen oder lauter Geräuschexposition

Was ist ein Tinnitus? 

Als Tinnitus werden Ohrgeräusche bezeichnet, die sich in Form von Zischen, Pfeifen, Brausen oder Klingeln äußern können. Charakteristisch für den Tinnitus kommen diese Geräusche nicht aus der Umgebung - sie werden also nicht von außen verursacht - sondern entstehen beim Betroffenen selbst [1, 2]. Die möglichen Ursachen für Tinnitus können sehr vielfältig sein - beispielsweise kann ein Tinnitus nach einem emotionalen Erlebnis oder Stress auftreten, oder aber es kommen organische Ursachen, wie vorhergehende Ohrerkrankungen, infrage. Obwohl die Ohrgeräusche in der Regel ungefährlich sind, stellen sie dennoch häufig eine große Belastung für Betroffene dar. Manchmal ist das Auftreten temporär, in anderen Fällen kann ein Tinnitus aber auch lebenslang anhalten [1, 2]. 

Symptome: Durch welche Symptome zeigt sich ein Tinnitus? 

Der Begriff “Tinnitus” leitet sich vom lateinischen Begriff “tinnire” (klingeln, klimpern oder schellen) ab. In welcher Form die Ohrgeräusche bei Betroffenen auftreten, ist von Fall zu Fall unterschiedlich - manche nehmen den Tinnitus beispielsweise tatsächlich als eine Art Klingeln im Ohr wahr. Andere wiederum vernehmen Geräusche wie Klopfen, Klicken, Summen oder Pfeifen - aber auch ein Rauschen ist möglich. Der Tinnitus kann entweder auf beiden oder nur auf einem Ohr auftreten. Für manche fühlen sich die Geräusche als “von außen kommend” an, während andere die Geräusche als “von innen kommend” beschreiben würden. Auch die Lautstärke eines Tinnitus kann variieren. Die Ohrgeräusche können sowohl sehr leise als auch sehr laut sein [3]. 

Komplikationen: Wann wird der Tinnitus gefährlich? 

Sofern keine organische Ursache vorliegt, kommt es beim Tinnitus in der Regel zu keinen Komplikationen. Trotzdem kann das Ohrgeräusch oft mit den folgenden Beschwerden oder Begleiterscheinungen auftreten [4]: 

  • Schwerhörigkeit (Hypakusis)
  • Hörsturz 
  • Schlafstörungen
  • Schwindel

Häufigkeit: Wie häufig kommt es zu einem Tinnitus? 

Etwa 2,7 Millionen Erwachsene in Deutschland leiden laut der deutschen Tinnitus-Liga an einem chronischen Tinnitus. Als chronisch wird der Tinnitus dann bezeichnet, wenn er länger als 3 Monate besteht [1]. Davon abgesehen haben ca. 5 bis 15% aller Erwachsenen irgendwann einmal länger andauernde Ohrgeräusche [3]. Obwohl sich ein Tinnitus theoretisch in jedem Lebensalter entwickeln kann, tritt er gehäuft mit zunehmendem Alter und den damit beginnenden Hörproblemen auf. Am häufigsten sind Menschen im Lebensalter zwischen 40 und 50 Jahren betroffen. Laut dem Berufsverband für Hals-Nasen-Ohren-Ärzte kommen jährlich um die 250.000 Neuerkrankungen dazu [1]. 

Frau hält Hände an Kopf, Schmerz
Weltweit sind ca. 15% von andauernden Ohrgeräuschen betroffen

Tinnitus: Welche Arten gibt es? 

Grundsätzlich wird zwischen zwei Tinnitus-Arten unterschieden, dem objektiven und dem subjektiven Tinnitus. 

Objektiver Tinnitus

Der objektive Tinnitus tritt selten auf - das Ohrgeräusch wird dabei von einer tatsächlich existierenden Schallquelle verursacht. Dies können beispielsweise Strömungsgeräusche sein, die von verengten oder fehlgebildeten Blutgefäßen ausgehen. Aber auch Funktionsstörungen der Ohrtrompeten (Tuben) oder des Gaumensegels oder Tumore im Mittelohr kommen für die Ohrgeräusche infrage. In einigen Fällen kann der objektive Tinnitus vom Arzt sogar gehört werden - meist dann in Form eines Rauschens beziehungsweise Klicken [1, 7]. 

Subjektiver Tinnitus

Vom subjektiven Tinnitus spricht man, wenn keine reale Schallquelle festgestellt werden kann. 99% der Betroffenen leiden unter dieser Tinnitus-Art. Der subjektive Tinnitus ist dadurch charakterisiert, dass sich keine reale Ursache feststellen lässt. Seine Entstehung ist zwar bis heute noch nicht vollständig geklärt - Fachleute gehen jedoch davon aus, dass beispielsweise fehlgeleitete Nervenbahnen falsche Signale an das Hörzentrum weitergeben. Da das Gehirn die Fähigkeit besitzt, Höreindrücke zu verstärken oder auszublenden, wird dies auch zur Tinnitus-Behandlung eingesetzt: Bei der Tinnitus-Retraining-Therapie lernt das Gehirn beispielsweise, das Ohrgeräusch herauszufiltern oder zu ignorieren. Aber auch Entspannungsverfahren sowie die Verhaltenstherapie können Symptome des subjektiven Tinnitus lindern [1, 8]. 

Ursachen: Tinnitus: Welche Ursachen gibt es? 

Es gibt zahlreiche Ursachen und Auslöser, die zur Entstehung eines Tinnitus führen können. Es gibt jedoch auch eine Reihe an Betroffenen, bei denen weder eine Ursache noch ein Auslösbar nachgewiesen werden kann - diese Form von Tinnitus nennt man den idiopathischen Tinnitus [1]. Im Folgenden finden Sie gängige Auslöser und Ursachen, die für die Entstehung eines Tinnitus infrage kommen können: 

Erkrankungen des Ohrs: Dies ist eine der häufigsten Ursachen für die Entstehung eines Tinnitus: Ohrenschmalz, Mittelohrentzündungen, ein Hörsturz oder Verletzungen wie Schläge direkt aufs Ohr lösen häufig einen Tinnitus aus. 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Auch Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System sind eine häufige Ursache für anhaltende Ohrgeräusche - so leiden etwa ein Drittel der Betroffenen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeitgleich an einem schweren Tinnitus. 

Zahn-Kiefer-Bereich: Auch Zahnerkrankungen, beziehungsweise Kiefererkrankungen sowie Zähneknirschen können Tinnitus auslösen. 

Emotionale und psychische Belastungen: Psychischer Stress und emotionale Belastungen können ebenfalls einen Tinnitus zur Folge haben. So zeigt eine Studie beispielsweise, dass von 180 Tinnitus-Patienten 117 zeitgleich an Stresssymptomen litten [5]. 

Mann Büro PC
Stress wird als häufige Ursache für chronischen Tinnitus angesehen

Nebenwirkungen von Medikamenten: Medikamente, die das Hörsystem beeinflussen, können ebenfalls Auslöser für einen Tinnitus sein. Hierzu zählen unter anderem: 

  • harntreibende Arzneien
  • spezielle Antibiotika
  • Anti-Malaria-Mittel
  • Acetylsalicylsäure (Aspirin) in höheren Dosierungen
  • bestimmte Psychopharmaka 

Andere Ursachen: 

  • Stoffwechselerkrankungen (beispielsweise Diabetes oder Nierenfunktionsstörungen)
  • Störungen im Hormonhaushalt
  • Schädel-Hirn-Traumen
  • Erkrankungen des Zentralen Nervensystem, zum Beispiel Multiple Sklerose, Hirntumore oder Hirnhautentzündungen
  • Narkosen, insbesondere über das Rückenmark (Spinalanästhesie)
  • Veränderte Druckverhältnisse im Ohr, zum Beispiel durch Tauchgänge oder Flugreisen (Barotrauma bei Unterdruck, Caisson-Krankheit bei Überdruck im Ohr)
  • Alkoholmissbrauch

Risikofaktoren

Es gibt einige Erkrankungen, die als Risikofaktoren für die Entstehung von Tinnitus gelten. 

Ohr Hand Kopf
Ein Ohrgeräusch kann sich auf verschiedene Arten zeigen - beispielsweise durch Geräusche die Klingeln, Brummen oder Klicken ähnlich sind.

Zu diesen zählen [6]: 

  • Mittelohrentzündungen
  • Innenohrentzündungen
  • Verstopfter Gehörgang 
  • Trommelfelldefekte
  • Perilymphfisteln: Die Perilymph, eine klare Flüssigkeit im Mittelohr, dringt in das Mittelohr ein, wenn die Membran, die Innen- und Mittelohr verbindet, zum Beispiel durch zu starken Druck gerissen ist

Diagnose: Wie wird ein Tinnitus diagnostiziert? 

Die Grundlage für eine Tinnitus-Diagnostik bildet die Anamnese - der HNO-Arzt beziehungsweise die HNO-Ärztin wird  zunächst nach den genauen Beschwerden und Symptomen fragen. Fragen könnten unter anderem sein:

  • Wie hören sich die Ohrgeräusche an? 
  • Von welcher Art sind die Geräusche? 
  • Gibt es andere Symptome wie Schmerzen im Ohr oder besteht ein Druckgefühl? 

In der Regel werden beim Anamnese-Gespräch auch die psychischen Aspekte berücksichtigt - so wird sich beispielsweise genau nach dem individuellen Leidensdruck der Betroffenen erkundigt. Die genaue Erfassung der Krankengeschichte kann unter anderem dabei helfen, Rückschlüsse auf die möglichen Ursachen zu schließen. Auch Informationen über die Art und Häufigkeit der Ohrgeräusche helfen bei der Diagnose. Wenn es sich um einen idiopathischen Tinnitus handelt, sind meist beide Ohren betroffen - geht der Tinnitus mit anderen Beschwerden wie Ohrenschmerzen einher, findet sich in der Regel eine behandelbare Ursache. 

HNO-Arzt Patient
Dauert ein Tinnitus länger als drei Monate an, werden ärztliche Behandlungen für chronischen Tinnitus eingeleitet.

Welche Untersuchungen und Tests gibt es? 

Nachdem das Gespräch über die Symptome stattgefunden hat, erfolgt eine umfassende Untersuchung beim HNO-Arzt. Der Arzt verwendet dabei ein spezielles Mikroskop, um in die Ohren zu schauen, und untersucht auch die Nase, die Nasennebenhöhlen sowie den Rachen. Wenn von pulssynchronen Geräuschen berichtet wird, hört der Arzt auch den Blutfluss im Ohr und in der Halsschlagader ab, um festzustellen, ob ein gefäßbedingter, objektiver Tinnitus vorliegt. Falls ein objektiver Tinnitus ausgeschlossen wird, werden unterschiedliche Hörtests durchgeführt. Diese Tests überprüfen die Fähigkeit, Lautstärken, Frequenzen und Sprache wahrzunehmen. Der Druck in den Ohren wird gemessen und das Schwingungsverhalten des Trommelfells wird untersucht (ähnlich wie ein Reflextest). Ebenso wird die Funktionsfähigkeit der Gehörknöchelchen sowie des Hörnervs kontrolliert. Hierbei wird die Leitgeschwindigkeit des Hörnervs mithilfe der Hirnstammaudiometrie (BERA) gemessen. Die spezifische Diagnose des Tinnitus beinhaltet außerdem die Messung seiner Stärke (Intensität in Dezibel) im Verhältnis zur individuellen Hörschwelle und die Tonhöhe des Ohrgeräusches in Kilohertz (kHz). All diese Untersuchungen haben zum Ziel, den Tinnitus genauer zu lokalisieren und zu charakterisieren, um geeignete Behandlungsverfahren einzuleiten [1].

Krankheitsverlauf 

Der Krankheitsverlauf kann bei einem Tinnitus nicht genau vorhergesagt werden. Ist die Ursache bekannt, können entsprechende Behandlungsmöglichkeiten eingeleitet werden. Ist die Ursache hingegen unklar, dauert der Tinnitus mitunter an - hier besteht dann das Risiko für einen chronischen Tinnitus.

Frau geschlossene Augen
Das Gehör von Betroffenen wird durch Ohrgeräusche meist empfindlicher

Oft wird zusätzlich mit dem Tinnitus - vor allem bei einem chronischen Tinnitus - das Gehör von Betroffenen auch empfindlicher. Dies und weitere mögliche Folgen von Tinnitus können die Lebensqualität von Betroffenen erheblich einschränken - beispielsweise wenn als Folge Schlafprobleme oder Konzentrationsprobleme auftreten [3].

Komplikationen 

Eine Tinnitus-Erkrankung kann Körper sowie Psyche dauerhaft belasten - das andauernde Ohrensausen hat Stress und einen verschlechterten Allgemeinzustand zur Folge. Krankheiten oder Beschwerden, die durch Tinnitus ausgelöst beziehungsweise verstärkt werden können, sind [9]: 

  • Schlafstörungen: Tinnitus-Geräusche können den Schlaf stören und zu Schlaflosigkeit führen, was wiederum die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden beeinträchtigen kann.
  • Psychische Belastung: Chronischer Tinnitus kann zu Angstzuständen, Depressionen, Stress und anderen psychischen Gesundheitsproblemen führen. Die ständige Wahrnehmung unangenehmer Geräusche kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
  • Soziale Isolation: Tinnitus kann dazu führen, dass sich Betroffene aus sozialen Aktivitäten zurückziehen, um die lästigen Ohrgeräusche zu vermeiden. Dies kann zu sozialer Isolation und Einsamkeit führen.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Die ständige Ablenkung durch Ohrgeräusche kann die Konzentration und das Denken beeinträchtigen, sowohl im beruflichen als auch im persönlichen Umfeld.
  • Hörverlust: In einigen Fällen kann Tinnitus mit einem tatsächlichen Hörverlust einhergehen, was die Kommunikation mit anderen Menschen und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erschweren kann.
  • Stress und Erschöpfung: Die kontinuierliche Wahrnehmung von Tinnitus-Geräuschen kann zu erhöhtem Stress und emotionaler Erschöpfung führen.
  • Verschlimmerung anderer Gesundheitsprobleme: Tinnitus kann vorhandene Gesundheitsprobleme, insbesondere solche im Zusammenhang mit Stress oder psychischer Belastung, verschlimmern.
  • Berufliche Beeinträchtigung: Bei beruflichen Tätigkeiten, die hohe Konzentration und Aufmerksamkeit erfordern, kann das Ohrensausen die Leistungsfähigkeit einschränken.
  • Unangemessene Medikamenteneinnahme: Einige Menschen könnten versucht sein, Selbstmedikation gegen Tinnitus-Symptome zu betreiben, was zu unsachgemäßem Gebrauch von Medikamenten führen kann.
Isolation Einsamkeit Frau
Betroffene ziehen sich in Folge der andauernden Ohrgeräusche häufig zurück. Der Leidensdruck ist bei chronischem Tinnitus besonders groß.

Tinnitus: Wann sollte man den Arzt aufsuchen? 

Ob beim Auftreten eines Tinnitus sofort ein Arzt aufgesucht werden sollte, ist individuell zu bewerten. Wenn die Ursache des Tinnitus auf der Hand liegt - beispielsweise tritt er nach einem Konzertbesuch oder in besonderen Belastungsphasen auf, verschwindet dieser in der Regel recht schnell wieder. Generell sollte man den Arzt aufsuchen, wenn der Tinnitus nach drei Tagen noch nicht abgeklungen ist oder wenn folgenden Ursachen beziehungsweise Begleiterscheinungen auftreten: 

Begleitende Symptome: Wenn der Tinnitus von anderen Symptomen begleitet wird - hierzu gehören Schwindel, Ohrenschmerzen oder ein plötzlicher Hörverlust.

Nach Lärmexposition oder Verletzungen: Nach Exposition gegenüber lauten Geräuschen oder nach einer Verletzung des Kopfes oder der Ohren, die einen Tinnitus auslösen können, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Veränderungen im Tinnitus: Wenn sich die Art, Intensität oder Frequenz des Tinnitus plötzlich ändert, ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich.

Vorerkrankungen: Personen mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen oder neurologischen Störungen sollten beim Auftreten von Tinnitus ärztlichen Rat einholen.

Stark beeinträchtigend: Wenn der Tinnitus das tägliche Leben stark beeinträchtigt, Schlafstörungen verursacht, die Konzentration stört oder psychische Belastungen auslöst, ist es ratsam, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Medikamenteneinnahme: Wenn der Tinnitus als Nebenwirkung von Medikamenten auftritt, sollte ein Arzt konsultiert werden, um die Medikamenteneinnahme zu überprüfen und alternative Optionen zu besprechen.

Unklare Ursache: Wenn die Ursache des Tinnitus unklar ist oder nicht offensichtlich ist, ist es wichtig, ärztliche Untersuchungen durchzuführen, um potenziell schwerwiegende zugrunde liegende Ursachen auszuschließen.

Behandlung

Es ist anzuraten, den Tinnitus so früh wie möglich zu behandeln - so kann eventuell verhindert werden, dass der Tinnitus chronisch wird. Bestehen die Ohrgeräusche seit mindestens drei Monaten, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Der akute Tinnitus liegt bei kürzerer Dauer vor. 

Akuter Tinnitus: Wie wird er behandelt? 

Ein akuter Tinnitus tritt nicht selten auch mit einer plötzlichen Hörminderung auf. Hier wird der Arzt je nach Ursache die entsprechende Behandlung einleiten. Einige Beispiele für Behandlungsmöglichkeiten bei akutem Tinnitus sind: 

Medikamente: Je nach der vermuteten Ursache des Tinnitus kann der Arzt Medikamente verschreiben, um Symptome wie Schwindel oder Entzündungen zu lindern. Beispiele hierfür könnten entzündungshemmende Medikamente, Antivertiginosa oder kortikosteroidhaltige Medikamente sein.

Ohrspülung oder Entfernung von Ohrenschmalz: Manchmal kann ein Tinnitus durch verstopftes Ohrenschmalz verursacht werden. In solchen Fällen kann der Arzt eine Ohrspülung oder eine Entfernung des Ohrenschmalzes empfehlen.

Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT): Diese Therapie zielt darauf ab, die Wahrnehmung des Tinnitus zu verändern und den Patienten dabei zu unterstützen, sich weniger auf das Geräusch zu konzentrieren. Dies wird oft in Verbindung mit Beratung und Klangtherapie durchgeführt.

MAYD bringt Ihnen Medikamente direkt und schnell an Ihre Haustür. Ihr Apotheker-vor-Ort berät Sie in der MAYD-App gerne zur Auswahl des richtigen Produkts. 

Chronischer Tinnitus: Wie wird er behandelt? 

Besteht der Tinnitus seit 3 oder mehr Monaten, wird die Behandlung nach dem Schweregrad der Belastung sowie nach möglicherweise bestehenden Begleiterkrankungen ausgerichtet. Da ein chronischer Tinnitus die Lebensqualität von Betroffenen stark beeinflussen kann, besteht das Ziel darin, die Belastung durch die anhaltenden Ohrgeräusche weitestmöglich zu reduzieren. Hierfür werden verschiedene Methoden herangezogen. 

Counseling

Das Counseling - also eine umfassende Aufklärung sowie Beratung - dient dazu, eine individuell angepasste Strategie für den jeweiligen Betroffenen zu finden. Dies wird unter anderem durch die Tinnitus-Habituation (Gewöhnung), das Erlernen von Ablenkungsstrategien sowie psychotherapeutischen Behandlungen möglich. Die Förderung des Wohlbefindens sowie eine angemessene Stressbewältigung sind hier das Ziel. 

Psychotherapie 

Psychotherapeutische beziehungsweise verhaltenstherapeutische Interventionen sind nach wissenschaftlichen Untersuchungen erprobt und werden daher häufig zur Behandlung von chronischem Tinnitus eingesetzt. 

Stressmanagement und Entspannungstechniken

Ein Tinnitus kann stark auf die Psyche gehen - ausreichende Entspannungsphasen sind daher für Betroffene äußerst wichtig. Die Entspannungsfähigkeit kann mithilfe von verschiedener Techniken erlernt oder unterstützt werden - hierzu gehören die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, autogenes Training oder das Biofeedback. 

Hörhilfen beziehungsweise Hörtraining

Besteht zudem auch ein Hörverlust, so ist es wichtig, Betroffene mit entsprechenden Hörgeräten auszustatten - diese wirken sich in der Regel auch günstig auf den Tinnitus aus. Ergänzend kann in der Hörtherapie die Hörwahrnehmung in Bezug auf den Tinnitus gefördert und trainiert werden. 

Tinnitus: Kann man ihm vorbeugen? 

Tinnitus kann aufgrund verschiedenartigster Ursachen auftreten - deshalb ist es nicht möglich, jeder Ursache vorzubeugen. Trotzdem können Sie selbst einiges tun, um das Risiko zu senken, einen Tinnitus zu bekommen. Lärm und Stress gelten beispielsweise als Risikofaktoren. Falls Sie großem Lärm ausgesetzt sind, achten Sie darauf, unbedingt Ohrstöpsel oder einen Hörschutz zu tragen. Dies gilt auch für Konzerte und für die übermäßige Beschallung mit Musik über Kopfhörer - versuchen Sie auch dies zu vermeiden. Auch ist es hilfreich, Techniken und Abläufe einzuüben, die Ihnen dabei helfen, besser mit alltäglichem Stress und Belastungen umzugehen [2, 3]. Zu guter Letzt hilft auch ein gesundes Leben mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung und wenig Alkohol bei der Vorbeugung vieler Krankheiten - so auch zur Risikominimierung für Tinnitus-Ursachen wie beispielsweise Stress. 

Gehörschutz Kopfhörer
Hörschutz ist zur Vorbeugung von Tinnitus besonders wichtig

Tinnitus-SOS: Was hilft sofort? 

Sie fragen sich, was Sie beim Auftreten eines Tinnitus selbst tun können? Im Anschluss finden Sie einige Übungen, die Sie ausprobieren können. Ihre vorteilhafte Wirkung bei Tinnitus wurde durch verschiedene Studien zu manual- und physiotherapeutischen Behandlungen belegt [10, 11, 12]: 

  • Dehnen am Kiefer: Hierzu setzen Sie sich aufrecht hin und nehmen die rechte Hand zum Unterkiefer. Legen Sie Ihr Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen und ziehen Sie mit der Hand nach unten, bis sich der Mund öffnet. Halten Sie diese Dehnung für etwa zwei Minuten - der Mund öffnet sich dabei immer weiter. Es kann sein, dass sich auch die Ohrgeräusche dabei verändern -  dies bedeutet, dass Sie genau an der richtigen Stelle dehnen.
  • Dehnen am Nacken: Setzen Sie sich aufrecht hin. Ziehen Sie mit Ihrer linken Hand die linke Schulter hinunter. Die rechte Hand greift den Kopf und zieht den Kopf nach rechts, sodass der Abstand zwischen linker Schulter und linkem Ohr besonders groß wird. Mit der rechten Hand immer weiter ziehen, sodass links am Nacken eine intensive Dehnung verspürt wird.

Fazit

Ein Tinnitus kann vorübergehend oder dauerhaft auftreten und die Lebensqualität stark einschränken. Neben Ohrgeräuschen wie Klingeln, Summen oder Pfeifen kann es auch zu anderen Symptomen, wie zum Beispiel Schwindel oder Hörminderung kommen. Um das Risiko eines chronischen Tinnitus zu vermeiden, ist es wichtig, bei starken Symptomen und unklaren Ursachen schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen. 

Wichtiger Hinweis: Dieser Text ist nicht zur Selbstdiagnose geeignet und ersetzt keine Beratung durch einen Arzt oder eine ausgebildete Fachkraft. Er dient lediglich dem Überblick über das Krankheitsbild bei gesunden Menschen und ist nach bestem Wissen recherchiert, verfasst und geprüft, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

Profilbild Alice Ferchland lächelnd
Medizinisch geprüft von
Alice Ferchland

Alice Ferchland ist approbierte Apothekerin. Sie hat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Pharmazie studiert und als Gastwissenschaftlerin einen Forschungsaufenthalt an der University of Sydney in Australien absolviert. Heute berät Sie zu pharmazeutischen Fragestellungen in Berlin und erleichtert den Zugang zur Gesundheitsversorgung durch digitale Gesundheitsplattformen wie MAYD als Produkt Managerin.

Lernen Sie unsere Redaktion kennen
Quellen
Verlauf

Quellen

[1] Definition & Einteilung » Tinnitus » Krankheiten » HNO-Ärzte-im-Netz » (hno-aerzte-im-netz.de)

[2] Tinnitus – USZ

[3] Ohrgeräusche (Tinnitus): Ursachen, Vorbeugung und Behandlung (bund.de)

[4] Ohrensausen | Tinnitus | HNO Arzt Berlin Mitte (hno-arzt-berlin-mitte.de)

[5] Tinnitus: The Sound of Stress? (clinical-practice-and-epidemiology-in-mental-health.com)

[6] Tinnitus - Ursachen, Symptome und Behandlung - Hear the World Foundation – Hear the World Foundation (hear-the-world.com)

[7] Tinnitus - Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten - MSD Manual Profi-Ausgabe (msdmanuals.com)

[8] Deutsche Tinnitus-Liga e.V. - Tinnitus-Bewältigungs-Therapie

[9] Tinnitus > Allgemeines - Arten - Komplikationen - betanet 

[10] (PDF) Somatic Tinnitus and Manual Therapy: A Systematic Review (researchgate.net)

[11] Does multi-modal cervical physical therapy improve tinnitus in patients with cervicogenic somatic tinnitus? - PubMed (nih.gov)

[12] Effects of Cervico-Mandibular Manual Therapy in Patients with Temporomandibular Pain Disorders and Associated Somatic Tinnitus: A Randomized Clinical Trial - PubMed (nih.gov)

[13] Tinnitus - The Lancet

[14] Tinnitus prevalence in Europe: a multi-country cross-sectional population study - The Lancet Regional Health – Europe

Unsere Autoren stellen sicher, dass die medizinischen Inhalte dieser Seite stets auf dem aktuellen Stand der Forschung sind

Aktuell
8.9.2023
Zuletzt geändert von
Alice Ferchland
8.9.2023
Medizinisch geprüft durch
Alice Ferchland
8.9.2023
Artikel geschrieben von
Alice Ferchland
Profilbild Alice Ferchland lächelnd
Medizinisch geprüft von
Alice Ferchland
Mehr zum Autor
Themen
Ohr
Artikel bewerten
4.6
3
Bewertungen
Thank you! Your submission has been received!
Oops! Something went wrong while submitting the form.