Krankheiten und Symptome
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Ohrenschmerzen: Woher sie kommen und was Sie dagegen tun können

Oft schmerzt es plötzlich und unerwartet in den Ohren: Sie haben eine Mittelohr- oder Außenohrentzündung. Besonders häufig betroffen von diesen Beschwerden sind ausgerechnet die Jüngsten. Hier erfahren Sie, was es mit den Ohrenschmerzen auf sich hat und was Sie tun können, um die Symptome schnell zu lindern.

Veröffentlicht:
4.7.2023
Letzte Änderung:
4.7.2023
10
min.
Medizinisch geprüft von:
Alice Ferchland

Medizinisch geprüft

Dieser Artikel wurde medizinisch geprüft, um sicherzustellen, dass der Inhalt auf aktuellen und zuverlässigen medizinischen Forschungsergebnissen oder klinischen Studien basiert. Es wurden mögliche Risiken und Nebenwirkungen sowie Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt und alternative Behandlungsoptionen wurden in Betracht gezogen. Die medizinische Prüfung garantiert jedoch nicht die absolute Richtigkeit und Genauigkeit des Inhalts, da die medizinische Forschung ständigem Fortschritt unterliegt. Die wissenschaftlichen Quellen, auf welchen die gebotenen Informationen beruhen finden sich im Anschluss des Artikels.

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

  • Ohrenschmerzen können in Form einer primären oder einer sekundären Otalgie auftreten.
  • Verursacht werden die Beschwerden häufig durch Infektionen im Gehörgang oder auch durch andere Erkrankungen.
  • Haupterreger bei infektionsbedingten Ohrenschmerzen sind Bakterien und Viren – Pilze hingegen seltener.
  • Meist heilen die Beschwerden innerhalb einiger Tage von selbst wieder ab.
  • Manchmal müssen aber Antibiotika eingesetzt werden, um eine bakterielle Infektion wieder loszuwerden.

Das Wichtigste in Kürze

Symptome und Dauer

Ohrenschmerzen können plötzlich und heftig oder auch schleichend auftreten. Sie gehen mit einem Druckgefühl im Ohr einher und der anschließende Schmerz kann dumpf oder stechend sein. Zusätzlich klagen Betroffene oft über Ausfluss aus dem Ohr, Unwohlsein, Fieber oder Kopfschmerzen. Meist ist der Spuk nach einigen Tagen wieder vorüber, es gibt allerdings auch chronische Erkrankungen, die Ohrenschmerzen verursachen.

Ursachen

Es gibt verschiedene Ursachen für Schmerzen im Ohr. Insbesondere bei Kindern liegt häufig eine bakterielle oder virale Infektion vor, die aus dem Rachenraum bis ins Mittelohr aufsteigt. Auch Erwachsene können so eine Mittelohrentzündung bekommen; zusätzlich sind bei ihnen auch nervenbedingte Ursachen denkbar.

Behandlung

Abwarten und Ruhe bewahren – in vielen Fällen reicht das schon aus, um die Ohrenschmerzen wieder loszuwerden. Ergänzend können Sie rezeptfreie Schmerzmittel und in manchen Fällen auch Ohrentropfen einsetzen. Manchmal kommen Sie um ärztlich verordnete Antibiotika allerdings nicht herum.

Wann zum Arzt?

Besonders bei Kindern sollten Sie mit Ohrenschmerzen immer einen Arzt aufsuchen, um die Notwendigkeit einer Behandlung mit einem Antibiotikum zu besprechen und Komplikationen zu vermeiden.

Eine junge Frau hält sich das Ohr, weil sie eine Mittelohrentzündung hat.

Ohrenschmerzen treten oft plötzlich und heftig auf.

Übersicht

Was wir einfach Ohrenschmerzen nennen, kennt der Mediziner genauer als Otalgie [1]. Ob außen an der Ohrmuschel oder tiefer im Gehörgang: Die Erkrankung ist unangenehm und natürlich schmerzhaft.

Unterscheiden muss man dabei zwischen der primären und der sekundären Otalgie [2]. Beim primären Ohrenschmerz liegt die Ursache der Symptome in einer Erkrankung des Ohres selbst. Die sekundäre Form resultiert hingegen aus einer anderen, weiter entfernten Quelle und entsteht, wenn schmerzhafte Reize über die Nerven bis ins Ohr übertragen werden. Diese Funktion können zum Beispiel Nervengeflechte im Bereich des Kopfes und der Wirbelsäule übernehmen.

Beschwerden und Komplikationen

Je nach zugrundeliegender Ursache können Ohrenschmerzen auf verschiedene Art und Weise auftreten und durch weitere Beschwerden begleitet werden.

Akute Mittelohrentzündung (Otitis media)

Bei der besonders häufigen Mittelohrentzündung treten die Symptome meist plötzlich und heftig auf [2, 3]. Betroffene haben dann stechende oder pulsierende Schmerzen in einem Ohr und klagen zusätzlich über Hörstörungen, Fieber und Schwindelgefühle. Sie wirken erschöpft und müde und haben vielleicht auch starke Kopfschmerzen [4]. Die Schmerzen kommen und gehen immer wieder – vielleicht haben Sie zwischendurch ein paar Stunden Ruhe, bevor es wieder von vorne losgeht.

Manchmal deutet sich eine Mittelohrentzündung schon durch ein Völlegefühl im Ohr an – das fühlt sich dann nach einem gewissen Druck im Ohr an, löst aber noch kein Schmerzempfinden aus. Dieses Symptom ist als Seromukotympanon oder auch Paukenerguss bekannt.

Wenn sich ein eitriges Sekret aus dem betroffenen Ohr löst (Otorrhö), kann das ein Hinweis auf ein durchbrochenes Trommelfell sein. Durch einen solchen Riss, der meist klein ist und unproblematisch wieder verheilt, kann die angestaute Flüssigkeit entweichen – der sogenannte Paukenerguss verschwindet.

Rezidivierende und chronische Mittelohrentzündung

Wenn ein Patient immer wieder unter akuten Mittelohrentzündungen leidet, spricht man von einer rezidivierenden, also wiederkehrenden Erkrankung [2]. Maßstab hierfür sind üblicherweise drei Entzündungen innerhalb von sechs Monaten.

Von der wiederkehrenden Mittelohrentzündung muss die chronische Otitis media unterschieden werden – die Ursachen sind hier in der Regel ganz andere. Dabei hält eine Krankheitsepisode über mehr als drei Monate an, ohne relevante Zeichen der Besserung zu zeigen. Ein möglicher Riss im Trommelfell kann nicht verheilen und es tritt immer wieder ein eitriger Ausfluss aus dem betroffenen Ohr aus.

Seromukotympanon

Bei diesem als Paukenerguss bekannten Symptom sammelt sich Flüssigkeit in der Paukenhöhle direkt hinter dem Trommelfell [2]. Nicht immer ist dabei auch eine akute Entzündung gegeben. Wichtigstes Merkmal des Paukenergusses sind ein Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr sowie ein gemindertes Hörvermögen auf derselben oder beiden Seiten. Die angestaute Flüssigkeit selbst kann dabei eine eher flüssige („seröse“) oder auch eine schleimigere („muköse“) Konsistenz haben.

Außenohrentzündung (Otitis externa)

Wenn eine Entzündung im äußeren Teil des Gehörgangs vorliegt, spricht man von einer Außenohrentzündung [5]. Die Haut ist hier gerötet und manchmal schuppig – und auch die Ohrmuschel kann davon betroffen sein [2, 3]. Erstes Symptom ist oft ein starker Juckreiz, der von abfließender Flüssigkeit begleitet wird. Anschließend setzen die recht starken Schmerzen ein, die sich noch verschlimmern, wenn man leicht an der Ohrmuschel zieht. Im weiteren Verlauf der Infektion schwillt die entzündete Haut im Gehörgang an, was zu Hörschwierigkeiten führt. Bei manchen Patienten kann auch ein leichtes Fieber vorkommen und die Halslymphknoten können anschwellen.

Erysipel, Perichondritis, Zervikalneuralgie, Zoster oticus

Ohrenschmerzen verschiedener Art können durch eine Reihe weiterer Erkrankungen hervorgerufen werden [2]. Bei der Perichondritis ist die Ohrmuschel aufgrund einer Infektion gerötet und angeschwollen. Ein Erysipel (Wundrose) kann als bakterielle Infektion in unterschiedlichen Körperbereichen auftreten – darunter auch am Ohr. Es sorgt dann nicht nur für Rötungen und Ohrenschmerzen, sondern ruft auch allgemeine Symptome wie Unwohlsein, Schüttelfrost und Fieber hervor. Beim viralen Zoster oticus entzünden sich bestimmte Hirnnerven, was sich durch Schmerzattacken und Schwindel äußern kann. Zusätzlich bilden sich im äußeren Gehörgang Bläschen, die in Grüppchen auftreten und zu einer Hörminderung führen. Im Rahmen einer Zervikalneuralgie können ebenfalls Ohrenschmerzen auftreten: Dabei schmerzen zusätzlich die Muskelansätze im Hinterkopf und die Beschwerden verschlimmern sich bei jeder Bewegung der Halswirbelsäule weiter.

Besonders häufig sind Babys und Kleinkinder von Ohrenschmerzen betroffen.

Ohrenschmerzen bei Kindern treten besonders häufig auf.

Ohrenweh bei Kindern

Von Ohrenschmerzen sind Babys, Kleinkinder und Kinder überdurchschnittlich häufig betroffen [6]. Innerhalb der ersten drei Lebensjahre haben vier von fünf Kindern mindestens eine Mittelohrentzündung. In dieser ersten Lebensphase liegen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr noch besonders nah beieinander, sodass Krankheitserreger ein leichtes Spiel haben. Mit dem allgemeinen Wachstum verlängert sich dieser Weg, was die Infektionsgefahr senkt.

Die Symptome sind bei der kindlichen Mittelohrentzündung dabei oft weniger eindeutig als bei erwachsenen Patienten – nicht zuletzt, weil die Kinder ihre Beschwerden nur schlecht oder gar nicht beschreiben können:

  • Husten
  • Verstopfte oder zugeschwollene Nase (Rhinitis) [2]
  • Starke Ohrenschmerzen, die von kleinen Kindern aber als Bauchschmerzen beschrieben werden [1]
  • Fieber über 38 Grad, manchmal über 40 Grad
  • Hörprobleme aufgrund von aufgestauter Flüssigkeit im Gehörgang
  • Allgemeines Krankheitsgefühl und Unwohlsein, das sich durch Unruhe und schlechten Schlaf oder auch eine matte Stimmung äußern kann
  • Wenig Appetit
  • Manchmal Übelkeit und Erbrechen

Bei Babys und Kleinkindern können außerdem auffällige Verhaltensweisen auf Ohrenschmerzen hinweisen: Sie schütteln ständig den Kopf und reiben sich das betroffene oder beide Ohren („Greifzwang“) [1].

Um festzustellen, ob eine akute Mittelohrentzündung oder ein anderer Auslöser den Beschwerden zugrunde liegt, muss der behandelnde Kinder- und Jugendarzt oder HNO-Arzt im Rahmen der Anamnese gezielte Fragen stellen:

  • Gibt es Hinweise auf ein gemindertes Hörvermögen des Kindes?
  • Zeigt das Kind Auffälligkeiten wie eine besondere Unruhe? Fasst es sich oft ans Ohr?
  • Hat das Kind Erkältungssymptome wie Fieber oder Kopf- oder Gliederschmerzen?
  • Isst und trinkt das Kind aktuell weniger als üblich?
  • Hatte das Kind in letzter Zeit Infekte irgendeiner Art? Wie häufig sind diese?
  • Wurde oder wird das Kind gestillt?
  • Besucht das Kind eine Gemeinschaftseinrichtung, zum Beispiel einen Kindergarten, und hat es Geschwister?
  • Wird innerhalb der Familie geraucht?
  • Wird dem Kind aktuell noch ein Schnuller angeboten?

Auf Grundlage des Gesprächs und der körperlichen Untersuchung des Kindes kann der behandelnde Arzt eine geeignete Therapie vorschlagen. Die Mittelohrentzündung gilt als der häufigste Grund für eine Antibiotikabehandlung bei Kleinkindern [2]. Diese ist allerdings nicht immer notwendig – bei 80 Prozent der betroffenen Kinder bessert sich die Erkrankung innerhalb von drei Tagen von selbst [1].

Ursachen und Risikofaktoren

Schmerzen in den Ohren treten oft infolge einer bakteriellen oder viralen Infektion auf [2]. Sie können aber auch durch neurologische Störungen, Verletzungen oder andere Erkrankungen verursacht werden.

Infektionen als Ursache für Ohrenschmerzen

Insbesondere bei den häufig betroffenen Kindern entsteht die akute Mittelohrentzündung durch eine aufsteigende Infektion [2, 6]. Dabei sorgen Erreger zunächst im Nasen-Rachen-Raum für eine Erkrankung, zum Beispiel eine Erkältung oder Grippe. Anschließend entzünden sich auch die Schleimhäute in der Ohrtrompete (Tube), die den Rachen mit dem Mittelohr verbindet. Die Erreger, die am häufigsten für eine Mittelohrentzündung sorgen, sind unter den Bakterien Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis und unter den Viren das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sowie Parainfluenzaviren, Influenzaviren und Enteroviren [2, 3, 7].

Auch eine Außenohrentzündung wird häufig durch Infektionen verursacht [2]. In 90 Prozent der Fälle sind hierfür Bakterien, insbesondere Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aure­us, verantwortlich [3]. Aber auch Grippeviren oder Pilze können in Einzelfällen eine Otitis externa verursachen.

Das Erysipel ist eine Infektionskrankheit, die üblicherweise durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A hervorgerufen wird [2]. Die Erreger können dabei über kleine Hautverletzungen, zum Beispiel durch Ohrpiercings oder Ekzeme, in den Organismus eintreten und eine Entzündungsreaktion verursachen. Eine weitere mögliche Folge von kleineren Verletzungen ist die Perichondritis, die ebenfalls auf einer Infektion beruht.

Ohrenschmerzen aufgrund von Belüftungsstörungen

Anders als die akute Mittelohrentzündung entsteht die chronische Otitis media in der Regel nicht durch eine aufsteigende Infektion aus dem Nasen-Rachen-Raum [3]. Vielmehr kommt hier eine Tubenventilationsstörung in Frage: Die Gehörgänge sind dann anatomisch bedingt etwas zu eng, was zu regelmäßigen Flüssigkeitsstaus und einem anhaltenden und schlecht abheilenden Paukenerguss führen kann.

Weitere mögliche Ursachen für Ohrenschmerzen

Verschiedene Erkrankungen oder Hintergründe können zu einer sekundären Otalgie führen [2, 3, 8]:

  • Entzündungen in benachbarten Bereichen, zum Beispiel den Nasennebenhöhlen
  • Tumorerkrankungen im Mittelohr, im Rachen- oder im Nasenrachenraum
  • Mittelohrtuberkulose
  • Speicheldrüsenfunktionsstörung
  • Funktionsstörungen oder Reizungen im Kiefergelenk, die oft mit weiteren Symptomen wie Tinnitus, Schwindel oder Knackgeräuschen einhergehen
  • Zahnerkrankungen
  • Bandscheibenschäden
  • Frakturen des Schädels, zum Beispiel nach einem Sturz
  • Luftdruckschwankungen, zum Beispiel beim Tauchen oder während des Fluges
  • Wiederholte mechanische Reize, zum Beispiel durch ein Hörgerät
  • Irritationen des Gehörgangs durch Insekten, Wattestäbchen, Fremdkörper im Ohr  oder übermäßigen Ohrenschmalz (Cerumen); bei Kindern auch durch Spielzeug oder kleine Gegenstände, die versehentlich in den Gehörgang eingeführt werden
  • Hauterkrankungen wie Dermatitis und Psoriasis
  • Psychische Belastungen und Depressionen

Risikofaktoren, die Ohrenschmerzen begünstigen

Laut dem aktuellen Stand der Forschung gibt es einige Faktoren, die das Risiko erhöhen, eine entzündliche Ohrenerkrankung, insbesondere eine Mittelohrentzündung, zu erleiden [2, 5, 8]:

  • Allergien
  • Immundefekte
  • Vergrößerte Rachenmandeln
  • Gaumenspalte
  • Aktives und passives Rauchen
  • Aufenthalt in feuchten Umgebungen, zum Beispiel im Schwimmbad, ohne anschließende Trocknung des Gehörgangs
  • Betreuung im Kindergarten
  • Mehrere Geschwister
  • Kein Stillen in den ersten Lebensmonaten
  • Ständiger Gebrauch von Schnullern
Der Arzt oder die Ärztin schaut das gesunde und das betroffene Ohr genau an, um eine Mittelohrentzündung zu diagnostizieren.

Neben der Anamnese steht die körperliche Untersuchung im Mittelpunkt, wenn es um die Ursachenfindung bei Ohrenschmerzen geht.

Wie Schmerzen in den Ohren diagnostiziert werden

Nicht immer kann die Ursache für die Ohrenschmerzen einfach bestimmt werden [2]. Die Diagnose akute Mittelohrentzündung wird daher tendenziell zu häufig gestellt.

Wenn Sie Ihren Hausarzt oder einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgrund von Ohrenschmerzen aufsuchen, wird er Ihnen zunächst einige Fragen stellen [2, 6]: Er wird zum Beispiel den bisherigen Verlauf der Symptome und möglicher Begleitbeschwerden erfragen, Sie auf eine eventuelle Hörminderung oder Schwindel hinweisen und sich über vorhergehende Infekte oder andere Erkrankungen erkundigen.

Anschließend schaut er zuerst das gesunde und dann das erkrankte Ohr genau an und wirft auch einen Blick in den Rachen und die Nase. Möglicherweise überprüft Ihr Arzt Ihre Hörfähigkeit mit einem Tympanometer.

Weitere Untersuchungen wie die Überprüfung von Blutwerten im Labor, Röntgen- oder MRT-Aufnahmen sind in aller Regel nicht notwendig.

Häufigkeit

Insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern bis 14 Jahren sind Ohrenschmerzen ein sehr häufiges gesundheitliches Problem [2]. Aber auch in der Gesamtbevölkerung sind Entzündungen des Gehörgangs keine Seltenheit: Jeder Zehnte hat im Laufe des Erwachsenenalters mindestens eine Gehörgangsentzündung [5, 9].

Krankheitsverlauf

Dauer

Oft heilen die den Ohrenschmerzen zugrunde liegenden Infektionen schnell wieder von selbst ab [2, 10]. Innerhalb der ersten 24 Stunden sind zwei von drei akuten Mittelohrentzündungen bereits abgeklungen; vier von fünf Betroffenen sind spätestens nach sieben Tagen beschwerdefrei.

Komplikationen

Insgesamt kommt es bei akuten Mittelohr- und Außenohrentzündungen nur sehr selten zu Komplikationen [2, 3]. Dennoch möglich sind:

  • Mastoiditis: Die Infektion aus der Paukenhöhle breitet sich im Organismus aus und sorgt für ein lebensbedrohliches Krankheitsbild
  • Meningitis
  • Thrombose
  • Fazialisparese (Gesichtslähmung)
  • Länger anhaltende Minderung des Hörvermögens, was bei Kleinkindern eine verzögerte Sprachentwicklung zur Folge hat

Wann Sie den Arzt aufsuchen sollten

Ohrenschmerzen sollten in jedem Fall von einem Kinder- und Jugendarzt, Hausarzt oder HNO-Arzt untersucht werden, und es ist sinnvoll, sich zeitnah nach Auftreten der Symptome um die ärztliche Unterstützung zu kümmern [10, 11]. Einerseits können die Beschwerden so schnellstmöglich behandelt und gelindert werden; andererseits wird einem möglicherweise komplizierten Verlauf so rechtzeitig entgegengewirkt.

Behandlung

Wenn eine Infektion als Ursache der Ohrenschmerzen identifiziert wurde, kommen oft sofort Antibiotika zum Einsatz [2]. Allerdings sind diese in vielen Fällen gar nicht unbedingt notwendig – sie bringen einen verhältnismäßig geringen Vorteil, haben aber oft Nebenwirkungen.

Hausmittel und rezeptfreie Medikamente

Insbesondere die akute Mittelohrentzündung heilt in der Mehrzahl der Fälle innerhalb einiger Tage selbständig ab. Um die Beschwerden in dieser Zeit zu lindern und den Prozess für die betroffene Person so angenehm wie möglich zu machen, können Sie folgende Tipps und Hausmittel gegen Ohrenschmerzen ausprobieren [1]:

  • Achten Sie darauf, dass die Person genügend Flüssigkeit zu sich nimmt – das ist bei Kindern besonders wichtig.
  • Stellen Sie das Kopfteil des Bettes nach Möglichkeit etwas höher.
  • Bei Fieber können Sie Wadenwickel einsetzen.
  • Traditionelle Hausmittel wie das warme Zwiebelsäckchen auf dem betroffenen Ohr sind zwar nicht wissenschaftlich belegt, werden aber dennoch gerne angewendet.

Sie können außerdem auf rezeptfreie Mittel aus der Apotheke zurückgreifen [1, 2, 7]:

Behandlungsmöglichkeiten und Therapien

Auch wenn sie in Studien nur einen kleinen Vorteil gegenüber Placebos hatten, sind Antibiotika in manchen Fällen unumgänglich, um Ohrenschmerzen und die zugrundeliegende Ursache zügig zu behandeln [2]. Möglicherweise wird der Arzt Ihnen ein entsprechendes Rezept ausstellen und Sie bitten, dieses nur einzulösen, wenn die Schmerzen im Ohr innerhalb von 48 Stunden nicht von selbst abklingen [3].

In komplizierten Fällen wird der behandelnde Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu Rate ziehen [2]. Möglicherweise sind hier weitere Untersuchungen, eine Reinigung des Gehörganges oder chirurgische Maßnahmen notwendig. Bei einem anhaltenden Paukenerguss macht der Arzt beispielsweise einen kleinen Schnitt in das Trommelfell, damit die angestaute Flüssigkeit abfließen kann [10]. In einem weiteren Schritt kann ein Paukenröhrchen eingesetzt werden: Dieses kleine Röhrchen aus Kunststoff oder Metall erleichtert die Belüftung des Mittelohrs, sodass eine erneute Entzündung verhindert wird.

Prävention

Eine der Hauptursachen von Ohrenschmerzen, die Mittelohrentzündung, kann durch die Vermeidung der oben genannten Risikofaktoren zu einem gewissen Grad vermieden werden [2, 6, 7, 9]. Dazu gehören insbesondere:

  • Säuglinge in den ersten Lebensmonaten nach Möglichkeit zu stillen
  • Vermeidung von Tabakrauch in der Umgebung des Kindes
  • Verzicht auf den Einsatz von Schnullern
  • Beim Schwimmen kann eine gut sitzende Badekappe die Ohren schützen

Fazit

Ohrenschmerzen betreffen besonders häufig Babys, Kleinkinder und Kinder. Es gibt verschiedene Ursachen für Ohrenschmerzen. Sie sind äußerst unangenehm, heilen aber in vielen Fällen zügig von selbst wieder ab. Dennoch sollten die Beschwerden von einem Arzt beurteilt werden – insbesondere bei Kleinkindern: Hier besteht die Gefahr von Sprachentwicklungsstörungen aufgrund von Hörschwierigkeiten durch die Entzündung.

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Alice Ferchland

Alice Ferchland ist approbierte Apothekerin. Sie hat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Pharmazie studiert und als Gastwissenschaftlerin einen Forschungsaufenthalt an der University of Sydney in Australien absolviert. Heute berät Sie zu pharmazeutischen Fragestellungen in Berlin und erleichtert den Zugang zur Gesundheitsversorgung durch digitale Gesundheitsplattformen wie MAYD als Produkt Managerin.

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Quellen
Verlauf

[1] Meyer F. Kinder und Jugendliche mit Otalgien. Allgemeinmedizin up2date 2021;2:75–91.

[2] Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. Ohrenschmerzen: S2k-Leitlinie. AWMF online; 2014.

[3] Kashani F. Die häufigsten Infektionen des Kopf-Hals-Bereiches. CME 2021;18(3):47-58.

[4] Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. Symptome & Krankheitsbild. kinderaerzte-im-netz.de; 2021.

[5] Simon F. Diagnostik und Behandlung der Otitis externa. HNO 2020;68:881–888. 

[6] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Mittelohrentzündung. gesundheitsinformation.de; 2022.

[7] Thomas JP, Berner R, Zahnert T et al. Strukturiertes Vorgehen bei akuter Otitis media. Deutsches Ärzteblatt 2014;111(9):151-160.

[8] Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. Ursachen. kinderaerzte-im-netz.de; 2021.

[9] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Gehörgangsentzündung. gesundheitsinformation.de; 2023.

[10] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Was können Eltern bei einer Mittelohrentzündung tun? gesundheitsinformation.de; 2022.

[11] Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. Was ist eine Mittelohrentzündung (Otitis media)? kinderaerzte-im-netz.de; 2021.

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